Vierzehn

Bach, Tamara, 2016
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Medienart Buch
ISBN 978-3-551-58359-8
Verfasser Bach, Tamara Wikipedia
Systematik JE - Erzählungen
Verlag Carlsen
Ort Hamburg
Jahr 2016
Umfang 106 S.
Altersbeschränkung 14
Sprache deutsch
Verfasserangabe Tamara Bach
Annotation Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/);
Autor: Heidi Lexe;
I found me a hopeless case / and resolve to love. Tamara Bach stellt ihrem Roman ein Zitat aus einem Song von San Fermin leitmotivisch voran. Der Widerspruch, mit dem Sonsick einsetzt, bestimmt auch die Protagonistin, deren summer kind of sickness sich im Neubeginn fortschreibt: Erzählt wird von einem ersten Schultag, in dem sich ein jugendliches Leben verdichtet, das in der titelgebenden Altersangabe seine Codierung erfährt. Erzählt wird dabei nicht nur entlang zeichenhafter Kontrastierungen, sondern auch von einem Ich, das Distanz zu sich selbst herstellt und in einer Art minimalisiertem Bewusstseinsstrom die Form des Du nutzt: Du schläfst. Du träumst. [] Du machst die Augen auf und merkst irgendwann, dass du die Luft anhältst. Eine Außenbeobachtung von Innen also und damit erneut ein Widerspruch.
In sprachlich präzise gesetzten, kleinen Schritten wird Luft in diesen Tag gelassen, wird das Du mit Leben gefüllt und kontextualisiert: Wegen einer schweren Krankheit hat Beh (von deren eigentlichem Namen nur zu erfahren ist, dass er schrecklich sei) das Ende des vorangegangenen Schuljahres verpasst, auch die Klassenfahrt nach Polen. Wieder gesund, ist sie während der Sommerferien dennoch seltsam beziehungslos zu den Freundinnen zurückgeblieben. Die entstandenen Leerstellen lassen sich nicht so leicht füllen und Beh ist hineingestellt in die Gleichzeitigkeit äußerer Routine und innerer Verlorenheit. Aber auch in die Gleichzeitigkeit der äußeren Trägheit eines Schultages und der inneren Wachheit, mit der sie auf die Aufgabenstellungen der Lehrer_innen reagiert. Jeder in den Blick genommene Moment weist über sich hinaus und führt dennoch zum spezifischen Gefühl zurück, das im Moment selbst wichtig ist. Verlust und Neubeginn treten dabei in einen motivischen Diskurs, der nach der Schule fortgesetzt wird: Spontan entschließt Beh sich, ihren Vater zu besuchen und sieht sich plötzlich einem frisch renovierten Zimmer gegenüber, in dem Kisten stehen, die der Vater nicht in jener Wohnung gepackt hat, aus der er ausgezogen ist. Ein neues Kinderzimmer ein Kinderzimmer, das für eine andere Familie vorbereitet wird.
Maybe we can find a decent place / When Im old enough. Beh steht an der Schwelle zu diesem Erwachsenwerden; sie verliert Zugehörigkeiten und bleibt dennoch nicht verloren zurück. Denn von Beginn an ist dem konzisen, mit reichlich Unterschwelligkeiten angereichertem Blick auf das Hier und Jetzt von Beh die Idee eines neuen, aufregenden Wir eingeschrieben eines Wir, das außerhalb von Familie und Schule liegt und das nach Vanilleeis schmeckt.

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Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Cornelia Gstöttinger;
Etwas fehlt, fühlt sich fremd an am ersten Schultag und doch ist da ein Leuchten, sind da Elefanten und weitere Leerstellen im Text, die Sogwirkung erzeugen. (ab 13) (JE)
Du schlägst den neuen Jugendroman von Tamara Bach auf, deren Stilsicherheit du schon in "Busfahrt mit Kuhn" bewundert hast. Du klinkst dich in den Traum der Protagonistin ein, erwachst mit ihr, merkst, dass du ihr auf Schritt und Tritt folgst, jede Handlung minutiös geschildert wird. Du fragst dich, was es mit diesen Elefanten auf sich hat. Du realisierst, dass du Beh (ihren Namen erfährst du erst vier Seiten später) durch den ersten Schultag begleitest und lachst über zweisilbige Mädchen und Blah und Blah. Du bist erstaunt, weil viele Sätze mit "Du" beginnen. Erkennst, dass sich das anfühlt wie Regieanweisungen, als müsste Beh auf fremdem Terrain wieder Sicherheit gewinnen. Du bist begeistert von der reduzierten Form und weil Inhalt und Erzählprinzip perfekt miteinander harmonieren. Du findest Tamara Bach genial. Beschließt, dass die Rezension eine Lobeshymne werden soll.
Du versuchst, die Leerstellen, die sich im Laufe dieses erzählten Tages in Behs Leben offenbaren, ausfindig zu machen: Wegen einer schweren Krankheit hat Beh die letzten Schulwochen und die Klassenfahrt nach Polen verpasst. Ihre beste Freundin ist ihr fremd geworden, ihr oberflächliches Geplänkel anstrengend. Die Mutter wirkt strukturiert, aber gestresst. Dem verunsicherten Vater fehlen die Worte. Sein Arbeitszimmer zuhause ist leergeräumt, dafür gibt es anderswo ein Klingelschild mit seinem Namen und ein Zimmer mit einer blauen Tapete. Vieles hat sich verändert in diesem Sommer, manches fehlt. Aber gleichzeitig ist da etwas Neues, Kostbares. Elefanten. Und eine Postkarte, die im Briefkasten auf Beh wartet und sie zum Leuchten bringt.
Du merkst, dass du beim Schreiben ganz auf die Form vergessen hast. Ziehst noch einmal den Hut vor Tamara Bach und ihrem präzise formulierten, meisterhaft gebauten lakonischen Text. Wie Vanilleeis, denkst du, und wünscht dir, dass viele Bibliotheken dieses Buch einstellen.

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Quelle: STUBE (http://www.stube.at/);
Eine Krankheit, ein einsamer Sommer und jetzt: der erste Schultag. Das Leben einer
Jugendlichen (codiert durch die titelgebende Altersangabe) wird erzählerisch auf
grandiose Weise in einem einzelnen Tag verdichtet. Als Perspektive wird dabei das Du und damit ein Außenblick auf die Innenwelt eines Ich gewählt. Ein Du/Ich, das sich neu einrichten muss im beginnenden Schuljahr, das versucht, die Leerstellen im eigenen Leben neu zu besetzen. Ein Du/ Ich, das sich souverän durch einen Schultag bewegt, um danach durch ein blaues Zimmer vor den Kopf gestoßen zu werden. Ein Du/Ich, das mit dem Verlust von Zugehörigkeiten kämpft und dennoch nicht verloren ist: Denn da ist auch noch etwas Neues, eine Erinnerung an einen Kuss und den Geschmack von Vanilleeis.
*STUBE*

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